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H0-Anlage "Irgendwo im Erzgebirge"

Die Anlage „Irgendwo im Erzgebirge“ entstand in den Jahren 2003 bis 2013.  Die Anlage besteht aus mehreren Modulen und Segmenten, angelehnt an die Fremo-Norm. Von einem Fiddle Yard beginnend, dem fiktiven Bahnhof Annaburg-Bergholz, erreicht die Strecke den ebenfalls fiktiven Bahnhof Grünhain-Bernsdorf. Von dort geht es über das Fuchsbachtalviadukt. Dieses ist der Fuchsbrunnbrücke bei Zwönitz nachempfunden. Ziel ist der Bahnhof Kleinhartmannsdorf, einem Nachbau des Bahnhofs Großhartmannsdorf bei Freiberg/Sa.. Das Modell musste um die Längsachse gespiegelt werden. Der größte Teil des Gleisplanes, das Empfangsgebäude sowie ein Nebengebäude sind dem Original nachgebaut. Eine Kistenfabrik mit Gleisanschluss ist eine fiktive Ergänzung.

Auf der Anlage stelle ich die Zeit zwischen dem Ende der 20er und dem Beginn der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts dar. Diese Zeit ist eisenbahnhistorisch sehr interessant. So können diverse sächsische und preußische Lokomotiven aus der Länderbahnzeit eingesetzt werden. Aber auch die ersten Einheitsloks fuhren bereits durchs Erzgebirge. So sind die Lokomotiven der Baureihe 86 schon sehr früh im Erzgebirge beheimatet gewesen. Der Wagenpark war zu dieser Zeit äußerst vielfältig, so daß sich die verschiedensten Zugbildungsmöglichkeiten ergeben.

Da die Anlage hauptsächlich aus landschaftlichen Elementen besteht und die Gebäude sich in den daraufolgenden Jahrzehnten kaum verändert haben, ist durch das Austauschen von Schildern, Automobilen etc. auch ein Betrieb in Epoche 3 möglich.

Vorbilder

Mich haben schon immer kleine beschauliche Nebenbahnen fasziniert. Beim Bau meiner  Modulanlage in H0 wollte ich unbedingt typischen Nebenbahnbetrieb darstellen.

In meiner Heimat Sachsen gab es früher eines der dichtesten Eisenbahnnetze Deutschlands.  Viele kleine und größere Bahnen erschlossen und erschliessen auch heute noch das Erzgebirge. Diese landschaftlich äußerst reizvolle Gegend bietet für den Modelleisenbahner sehr viel Abwechslung. Viel Wald, wildromantische Täler, große Brücken, aber auch vielfältige Industrien und unterschiedlichste Eisenbahnfahrzeuge prägen diesen Landstrich.

Neben den bekannten sächsischen Schmalspurbahnen gab und gibt es zahlreiche normalspurige Nebenbahnen im Erzgebirge. Diese verfügen auch heute noch über einen ganz eigenen Charme, der sich aus einer einzigartigen Kombination von Landschaft, Gebäuden und Eisenbahn ergibt. Mit  meiner Modulanlage wollte ich versuchen dieses einzigartige Flair im Modell einzufangen.

Auf der Suche nach konkreten Vorbildern wurde ich bei zwei Strecken fündig. Zum einen bei der Obererzgebirgischen Aussichtsbahn von Zwönitz nach Scheibenberg (1947 demontiert) und zum anderen bei der Nebenbahn von Freiberg über Brand-Erbisdorf nach Langenau und Großhartmannsdorf  (stillgelegt, teilweise demontiert)

Die Obererzgebirgische Aussichtsbahn war geprägt von zahlreichen Stahlviadukten in landschaftlich reizvoller Lage mit kleinen verschlafenen Unterwegsstationen. Wie der Name schon verrät besaß die Bahn eine große Anziehungskraft auf Ausflügler und Wanderer. Gebaut wurde sie allerdings um für die zahlreichen Firmen der Gegend den Anschluß an die große weite Welt herzustellen. In Anlehnung an diese Bahn entstand der fiktive Bahnhof Grünhain-Bernsdorf sowie ein Stahlviadukt dessen Vorbild noch heute im Fuchsbrunntal zu bestaunen ist.

Der Bau der Bahn von Freiberg nach Langenau und Großhartmannsdorf hatte ebenfalls vor allem wirtschaftliche Gründe. Der Bahnhof in Großhartmannsdorf hat es mir besonders angetan. Diesen habe ich relativ originalgetreu nachgebildet.  Für die Gegebenheiten meines Hobbyraumes muß ich ihn allerdings spiegelverkehrt darstellen. Deshalb heißt er bei mir Kleinhartmannsdorf. 

Gleisplan

Die Anlage befand sich bis Ende 2021 in einem eigenen Raum in einem anderen Stadtteil. Dort war sie U-förmig, raumfüllend aufgebaut. Hier der Gleisplan und ein Foto davon

Seit dem Jahreswechsel 2021/2022 befindet sich die Anlage in einem eigenen Zimmer in unserer Wohnung. Nach dem Auszug der Kinder war Platz dafür geworden. In der bisherigen Gestalt passte die Anlage allerdings nicht in diesen Raum. Nach einigem Grübeln entstand dann die Idee, die Anlage in zwei Ebenen aufzubauen, verbunden durch eine Wendel. Außerdem musste der Fiddle Yard neu gebaut werden. So sieht die Anlage heute aus:

Anlagenteile

Der Fiddle Yard mit dem Startbahnhof Annaburg-Bergholz. Er besteht aus vier Gleisen und dem Lokumfahrgleis. Diese sind mittels einer händisch zu benutzenden Schiebebühne verbunden. Hinten rechts befindet sich das Abstellgleis für den Reinigungszug. Vorn links sieht man das Triebwagenabstellgleis. In den Schränken unter dem Bahnhof werden die Wagen gelagert. 

Daran anschließend der Bahnhof Grünhain-Bernsdorf. Die kleine Unterwegsstation besteht aus dem durchgehenden Streckengleis mit Bahnsteig und einem Nebengleis. Am Nebengleis befindet sich die Ladestraße. Vom Nebengleis zweigen ein Anschlußgleis zum örtlichen Kohlehändler und ein Gleis zur Laderampe ab. Der Personenverkehr spielt eine untergeordnete Rolle. Die für den kleinen Bahnhof zahlreichen Güteranlagen dienen verschiedenen örtlichen Firmen und Bauern zum An- und Abtransport ihrer Güter.
Neben dem kleinen, typisch sächsischen Empfangsgebäude wird die Szenerie von einem kleinen Beamtenwohnhaus, den Gebäuden des Kohlehandels und der Bahnhofs-Wirtschaft mit Sommergarten geprägt.

Nach dem Verlassen von Grünhain-Bernsdorf erreichen die Züge zunächst das Waldmodul, den ältesten Teil der Anlage aus dem Jahr 2003. Es ist so etwas wie die Keimzelle der Anlage. Es ist das erste Modul das ich gebaut habe. Ich habe bei seinem Bau eine Menge gelernt. Vieles habe ich noch ein zweites Mal gebaut, weil ich mit dem Erstzustand nicht zufrieden war. Neben dem Fichtenwald im Hintergrund, prägen ein kleiner Forstweg der das Streckengleis kreuzt und eine Kuhweide mit kleiner Feldscheune die Szenerie. Daran anschließend folgt das Viadukt über das Fuchsbachtal. Dieses ist ein für Sachsen typisches Stahlviadukt welches den amerikanischen „Trestles“ sehr ähnlich ist. So entstammt auch mein Modell einem Bausatz der amerikanischen Firma micro engineering. Ich habe es allerdings meinen Gegebenheiten angepaßt. Das gerade Ursprungsmodell mußte dem gebogenen Gleisverlauf angepaßt werden. Außerdem habe ich die Brücke neu lackiert. Die Widerlager entstanden aus Mauerplatten von Auhagen. Der Überbau mit Geländern und Bretterverschalung entstand aus Linden- bzw. Evergreenprofilen sowie Weinert-Teilen. Der stattliche Fichtenwald besteht aus Modellen von Busch.

Die Bahnhofseinfahrt von Kleinhartmannsdorf mit Bauernhof, Einfahrsignal und kleinem Wäldchen.

Der Endbahnhof Kleinhartmannsdorf ist das größte Bauprojekt der Anlage. Der Gleisplan entspricht größtenteils dem des Bahnhofs Großhartmannsdorf bei Freiberg/Sa, allerdings in spiegelverkehrter Form. Vier Gleise sowie verschiedene Lade- und Anschlußgleise bilden die Gleisanlagen. Dazu entstand ein zweiständiger Lokschuppen mit den entsprechenden Behandlungsanlagen. 

Hier der rechte Teil des Bahnhofs Kleinhartmannsdorf. Ganz rechts ist die fiktive Kistenfabrik mit Gleisanschluss zu sehen.

Fahrzeugeinsatz

Auf der Strecke setze ich fast ausschließlich Tenderlokomotiven ein. Momentan sind dies vor allem Loks der Baureihen 71.3 (Gützold), 89.2 (Piko), 91 (Fleischmann) und 98 (pmt). Gelegentlich kommen aber auch Schlepptenderloks und Triebwagen auf die Strecke. Auch eine Köf ist schon gesichtet worden. Außerdem sind auch manchmal Gastfahrzeuge im Einsatz. Dann kann auch schon mal ein Sachsenstolz beobachtet werden.
Bei den Personenwagen fahre ich vor allem mit den phantastischen zweiachsigen Sachsenwagen von Piko. Aber auch die Altenberger Wagen von Liliput erreichen als Sonderzug aus der sächsischen Residenz das Erzgebirge.
Bei den Güterwagen kommen die verschiedensten Bauarten zum Einsatz. Vor allem O- und G-Wagen werden benötigt. Aber auch Flachwagen zur Holzabfuhr und der eine oder andere Spezialwagen sind anzutreffen

Holzbau

Die Module entstanden zumeist im Selbstbau, aber auch aus Bausätzen von www.williwinsen.de. Sie entsprechen mechanisch der FREMO-Norm. Nur bei der Elektrik gehe ich eigene Wege. Die Module sind mit Holzschutz geschützt. Die Außenseiten sind anthrazitfarben gestrichen.

Gleisbau

Im Gleisbau verwende ich Tillig Elite. Bis auf die Weichen im Fiddleyard und die Anschlußweiche zum Kohlehandel in Grünhain-Bernsdorf verwende ich prinzipiell die Größe W3 mit 12° Gleiswinkel und 9° Herzstückwinkel. Diese bilden einen halbwegs vertretbaren Kompromiss zwischen Weichengröße, Optik und nutzbaren Gleislängen. Die Anschlußweiche zum Kohlenhandel hat nur 15° Gleiswinkel.
Die Gleise befestige ich mit zweiseitigem Teppichklebeband. Diese Bauweise hat sich nach umfangreichen Tests als die beste erwiesen. Selbst stehendes Wasser kann dem Klebeband nichts anhaben. Allerdings muß man sich im klaren sein, das das Gleis nicht wieder aufnehmbar ist.
An den Modulübergängen löte ich die Schienen auf kleine Messingschräubchen deren Kopf etwas flacher gefeilt wird. Schienenverbinder verwende ich nur innerhalb der Module.
Die Schwellenbänder und die Schienen bekommen mit entsprechenden Farben von Humbrol eine neue Farbgebung.

Elektrik/Steuerung

Die Steuerung der Anlage soll den einfachen Betriebsabläufen der meisten Nebenbahnen entsprechen. Ich betreibe sie digital im DCC-Format im Handbetrieb ohne jegliche Automatik. Dies erhöht aus meiner Sicht die Anforderungen und den Spielspaß im Fahrbetrieb. Ich verwende zwei Roco-Funkmäuse an einer Zentrale von YaMoRC.

Alle Weichen werden vor Ort geschaltet. Auch das entspricht dem Nebenbahnflair der Anlage. Die Ansteuerung erfolgt über Module von MBTronik mit Servos. Im Fiddle Yard habe ich auf Grund der geringen Einbauhöhe MP1-Antriebe von mtb verbaut. 

Geländebau

Im Geländebau verwende ich prinzipiell Styrodur. Dieses Material läßt sich sehr gut bearbeiten und schnell in Form bringen. Darauf kommt eine dünne Schicht Spachtelmasse. Dunkelbraune Plakatfarbe bildet dann Grund für den weiteren Aufbau der Landschaft. Dabei verwende ich soweit es geht natürliche Materialien. So verwende ich maßstäblichen Gneisschotter, sowie Splitte und Sande von ASOA. Auch verwende ich gesiebte und gedämpfte Gartenerde.

Vegetation

Für die Vegetation verwende ich sowohl vorgefertigte Materialien wie z.B. Wiesengras von Heki als auch den Grasmaster von Noch. Dazu kommen eine Vielzahl von Flocken, Fasern und andere Materialien. Laubbäume und Büsche entstehen zum Teil im Eigenbau. Aber auch fertige Bäume und Büsche verwende ich. Bei den für das Erzgebirge so wichtigen Nadelbäumen habe ich mich lange schwer getan. Nach dem Busch seine Nadelbäume auf den Markt gebracht hatte, habe ich diese ausprobiert. Vor allem wenn mehrere nebeneinander stehen ist die Wirkung doch sehr verblüffend. Als Solitär sind sicherlich Bäume diverser Kleinserienhersteller wesentlich besser. Aber wenn man wie ich viel Wald darstellen will, sind die Busch-Bäume wirklich eine gute und vor allem preiswerte Alternative.

Tief- und Hochbau

Für Wege, Bahnsteige etc. verwende wie schon erwähnt natürliche Materialen. Straßen, Rampen und Bahnsteige erstelle ich mit den Silikonformen von Spörle. Ich verwende dafür allerdings keinen Gips sondern eine keramische Giesmasse. Die Gebäude sind zumeist abgewandelte Industriebausätze. Diese färbe ich prinzipiell mit matten Farben ein. Die Wirkung der Gebäude erhöht sich dadurch enorm. Einige Gebäude habe ich aber auch komplett selbstgebaut wie z.B. das Empfangsgebäude und ein Nebengebäude in Kleinhartmannsdorf

Veröffentlichungen

In verschiedenen Printmedien und einer DVD ist bereits über die Anlage berichtet worden.

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